ABSCHIED
eine Geschichte über den Tod und das Leben
ABSCHIED
Eine Sterbebegleitung- ein Geburtsprozess
Heute bekam ich ein Telefon, zuerst wollte ich nicht abnehmen, da ich die Nummer nicht kannte und gerade am Kaffe trinken war mit meinem Mann.
Doch irgendwie- nahm ich ab.
Da war der Sohn einer ehemaligen Klientin dran, es ist fast zwei Jahre her als ich sie begleitet habe. Es war ein schwieriges Arbeiten zwischen uns, ein Wechsel zwischen Vertrauen und Misstrauen. Wahnhaften Geschichten. Doch ich hatte sofort das Bild da.
Dann sprach er weiter- mein Atem stockte.
Seiner Mama ginge es nicht gut, weil sie heute ihren Hund Milo (Ich habe den Namen geändert) einschlafen lassen wird…
Sofort stiegen mir Tränen auf.
Noch immer nicht wissend WARUM er mich anruft….
Dann seine frage- können sie kommen und meine Mutter beim Prozess unterstützen, können sie einfach bei ihnen sein?
Ich begann «ich arbeite nicht mehr….» JA! Das weiss ich, das haben sie ihm schon gesagt- er hat wohl verschiedene Stellen angefragt bis er mich gefunden hat.
Er sagt sie sei wahnhaft, doch sie müssen es heute tun, es ginge nicht mehr und ja, sie wollte das ich komme. Sie würden es zahlen… doch ich sagte mir ginge es nicht ums bezahlen- eh nicht. Ich verstand es einfach nicht…
Wirklich?
In mir rattert es… und dann höre ich wie ich sagte «Guet, ich komme, mit Jaro»
Min Mann, blickte mich an und sagte: «Du weinst ja jetzt schon… Du wirst am meisten weinen…»
Als ich den Raum betrat, und das Bild sah, kamen schon die Tränen… doch was mich zutiefst berührte. Jaro!
Sie beide kannten sich, doch ich sag s mal so, es war auch etwas durchzogen, ähnlich wie bei meiner ehemaligen Klientin und mir… zwei unkastrierte Rüden halt…
Doch Jaro kam in den Raum, er blickte zu Milo. Dann zu mir- und ich hörte wie er sagte «er geht»… sofort ging er zu ihm. Langsam, fast leichtfüssig und er begrüsste ihn, so fein, er schleckte ihm die Nase ab.. und Milo wedelte mit dem Schwanz, müde vom Leben.
ENDLICH. Alles an ihm sagte ENDLICH.
Ich verstand als ich ihn sah- er wollte sein Frauchen schützen- er wollte das jemand HIER ist, wo sie einfach SEIN kann…
Wir begrüssten uns, einfach mit blicken… Tief. Ohne Worte.
Ich zündete 4 Kerzen an und wir sassen da. Alle um Milo. Ganz Nahe.
Die Zeit schien still zu stehen.
Leise Tränen. Dann sah ich Bilder von Milo aus gehend, Bewegende Momente… er machte Geräusche, wie wenn er träumt… Tränen flossen, Ich hielt die Hand. Pfoten an Pfoten.
Einfach.
Das Leben nimmt ein Ende.
Langsam, Klar. Der Raum verändert sich.
Meine Klientin schaut mich an und fragt: Geht es ihm gut? Sie schluchzt… Ja, sage ich. Es geht ihm gut. Es ist die WAHRheit. Er ist nicht allein, er ist in einem Nest, voller Liebe. Geborgenheit.
Die Atmung geht zu Ende. Unsere Atmung geht schneller. Tiefer.
Ich sehe ihn. Sehe Seine Aura. Sehe IHN.
Es fühlt sich beFREIend an… Loslösend. Frei von Schmerzen. So FREI.
Dann schliesse ich die Augen, Tränen fliessen. So viele. Ich weiss es sind nicht nur meine, es sind auch Ihre, vom Frauchen, so viele Tränen die sie nie weinen konnte. Ich bin da. Da um die Tränen zu Weinen. DA um GEMEINSAM zu sein.
Jaro steht auf. Er geht langsam zur Türe und setzt sich hin, nicht mehr liegend. Sondern sitzend. Er sieht aus wie ein Wächter.
So klar. So voller Kraft.
Er weiss das der Geist von Milo gegangen ist. Ich habe Gänsehaut. Ich bin berührt. Tiere. Sie sind so feine Wesen.
Ich blicke die Frau an, sie wirkt um Jahre gealtert, gleichzeitig auch weich… Was brauchen sie noch?
Dann fragt sie mich ob wir ein Lied singen können- es sei ein Lied aus ihrer alten Heimat, Tirol, ein Abschiedslied, ich kenne es weil wir als wir Briefe an ihre Mutter geschrieben haben (als ich sie noch begleitet habe) dieses Lied ab und an erwähnten.
So sassen wir da uns stimmten ein in ein altes Heimatlied. Während ich das schreibe, weine ich. So ein tiefer Tag. So ein Berührender Moment. Intim. Weich. Voller LIEBE.
Warum sie mich dabei haben wollte?
Sie wollte Wissen das es ihm gut geht.. Milo. Sie wollte Wissen das sie es schafft ihm beizustehen, in den letzten Stunden. Und sie wusste das ich Weinen kann- das sie dann weinen kann. Sie wusste das sie Erinnert wird zu fühlen!
So sind wir dann nach Hause gelaufen.
Die Worte des Liedes- die Tränen der Verbindung.
Warum ich das teile?
Lasst Euch erinnern das ihr Fühlende WESEN seid!
Bitte.
In Liebe für Dich und alle die Wissen was es heisst einem geliebten Tier beizustehen!
Was habe ich gelernt heute? So viel...
Ich weiss jetzt, JA! Ich begleite Sterbeprozesse- ich kann TIEF gehen. Ich habe keine Angst vor tränen und Schmerz, weil ich es kenne.... gleichzeitig weiss ich auch das ich einen Geburtsprozess begleite... Warum?
Weil ich weiss was LIEBE heisst, WAHRE Liebe. Sich einlassen, für jemanden DA sein... ohne zu müssen... DA sein. Aus LIEBE. Es schafft Verbindungen- ein goldenes Netz...
DANKE Leben!
Mirsada
PS: Namen und Herkunftsland zum Schutz der Klientin geändert!